Das Projekt fokussiert sich auf die Auswirkungen bedeutender historischer Ereignisse und Phänomene auf das Alltagsleben der Deutschen aus dem Banat im 20. Jahrhundert. Hierzu zählen unter anderem die beiden Weltkriege, die Machtergreifung des kommunistischen Regimes und dessen radikale Umgestaltung der rumänischen Gesellschaft, die Massenauswanderung der Deutschen aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland und Österreich, der Sturz des Ceausescu-Regimes im Dezember 1989 sowie der postkommunistische politische und wirtschaftliche Übergang. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Erinnerungen und Bedeutungen, die Deutsche aus dem Banat diesen historischen Ereignissen und deren Einfluss auf das Schicksal ihrer Familien beimessen. Ein zentrales Ziel der Forschungsarbeit besteht in der Zusammenstellung und Analyse von zwei Arten von Quellen: Zum einen wurden von den Mitgliedern des Projektteams mündliche Interviews durchgeführt, zum anderen wurden private Fotosammlungen als Träger des generationenübergreifenden Gedächtnisses der betreffenden Familien betrachtet. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Analyse der Dynamik interethnischer Beziehungen im Banat. Insbesondere die Beziehungen zwischen Deutschen und anderen ethnischen Gruppen im Banat wurden untersucht, um zu verstehen, wie sich das Bild des "Anderen" im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. 

Neben der Erforschung der Geschichte des Alltags der Deutschen im Banat und der interethnischen Beziehungen in der Region verfolgt dieses Projekt weitere Ziele: Zum einen soll eine Gruppe von Studenten und jungen Forschern aus Klausenburg/Cluj, Hermannstadt/Sibiu und Temeswar/Timișoara die Möglichkeit erhalten, zu lernen, wie man mündliche Interviews führt und auswertet sowie visuelle Quellen analysiert. Zudem sollen sie in die Geschichte der Deutschen aus dem Banat eingeführt werden und das Interesse an diesem Thema unter der jungen Generation von Historikern gefördert werden. Zum anderen soll durch Digitalisierung eine bedeutende Anzahl von Bildquellen aus privaten Sammlungen gerettet und Forschern sowie Studenten zugänglich gemacht werden. Schließlich sollen durch Ausstellungen auch breitere Teile der Öffentlichkeit in die Geschichte des Alltagslebens der Deutschen im Banat sowie in das vielfältige kulturelle Erbe des Banats eingeführt werden.

Das Konzept dieses Projekts orientiert sich an der Alltagsgeschichte im Sinne des deutschen Historikers Alf Lüdtke. Er betont, dass die Geschichte des Alltagslebens sich auf „die Handlungen und Erfahrungen derjenigen konzentrieren sollte, die oft als ‚gewöhnliche Menschen‘ bezeichnet werden“ (Lüdtke, 1995, 3). Das Projekt verfolgt also das Ziel, das Leben der "gewöhnlichen Menschen" im Banat zu erforschen und ihre Erfahrungen und Handlungen im Kontext wichtiger historischer Ereignisse zu verstehen. Durch die Betrachtung der Perspektive dieser Akteure kann eine alternative Sichtweise auf die Geschichte entstehen, die das kollektive Gedächtnis der Gemeinschaften im Banat widerspiegelt. 

Um die persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen der Menschen an die entscheidenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren, bediente sich das Projektteam verschiedener methodologischer Ansätze. Für die Durchführung der Interviews wählte das Team die Methodik des "Lebensgeschichten-Interviews" nach Robert Atkinson, wie sie in dessen Monographie The Life Story Interview (1998) beschrieben wird. Durch Interviews mit Angehörigen unterschiedlicher Altersgruppen und sozialer Schichten der deutschen Minderheit im Banat möchte das Team verstehen, wie die Mitglieder dieser Gemeinschaft Identitätsnarrative aufgebaut haben, indem sie verschiedenen historischen Ereignissen Bedeutung verliehen und ihre eigene Identität im Verhältnis zu anderen ethnischen Gruppen im Banat schufen.